Die Wiedererrichtung
Zum 20. Jahrestag der Wiedererrichtung des Turmhelms erschien in der Ostpost, Ausgabe Nr. 29 Herbst/Winter 2014, S. 13 dieser Artikel von Herrn Dr. Klaus-Jürgen Beel mit Fotos von Hans und Hinrich Bentzien zur
Entstehungsgeschichte des heutigen Turmhelms.
„Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges war es ein Anliegen aller Rostocker Bürger, den Petriturm als ein prägendes Element der Stadtsilhouette und als eingetragenes Seezeichen wiedererstehen zu lassen. Nachdem aber zunächst der Wohnungsbau die Priorität für die ständig wachsende Großstadt besaß, ergab sich erst mit der politischen Wende die Möglichkeit, diese Aufgabe mit Aussicht auf Erfolg in Angriff zu nehmen. Die Gesamtherstellkosten von planmäßig 5,6 Millionen DM sollten mit 4,0 Millionen DM aus Städtebaufördermitteln und einem kommunalen Eigenanteil der Hansestadt Rostock und mit 1,6 Millionen DM vom Eigentümer, also aus kirchlichen Mitteln, aufgebracht werden. Die Bereitstellung der Städtebaufördermittel war an diese Voraussetzung des kirchlichen Eigenbeitrags gebunden. Dem verweigerte sich die Landeskirche mit dem grundsätzlichen Standpunkt, es sei nicht ihre Aufgabe, die vorhandenen Eigenmittel für die Beseitigung von Kriegsschäden einzusetzen. Das Vorhaben drohte zu scheitern.
Die Lösung fand der Gemeindepfarrer Peter Wittenburg in der Gründung eines Fördervereins, der unter Einbeziehung der gesamten Rostocker Einwohnerschaft, von Rostocker Unternehmen und überregionalen Sponsoren eine Spendenaktion ins Leben rief, die unabhängig von weltanschaulicher Bindung auf ein riesiges Echo traf und zum Erfolg führte. Mit vielen Ideen – wie dem symbolischen Verkauf der kupfernen Dachplatten (Aktion läuft weiter) für 250 DM, mit dem Druck von Petri-Spendenmarken, der Prägung von „Petri-Talern“ als Gedenkmedaillen, mit Telefonkarten und kunstgewerblichen Keramik-Reliefs, mit Broschüren, Postkarten und nicht zuletzt dem Verkauf von „Petri-Sekt“ wurden mehr als eine Million DM an Spendengeldern aufgebracht. Zusätzlich zu einem Beitrag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wurde ein Darlehen von 400.000 DM aufgenommen, welches den Einbau eines Personenliftes und die Umgestaltung des Obergeschosses zu einer Aussichtsplattform ermöglichte.
Voller Dankbarkeit sind alle Mitglieder des Fördervereins Petrikirche e. V. für die unermüdliche Tätigkeit der eigentlichen Seele des Aufbauwerkes, des inzwischen aus dem Dienst geschiedenen, aber immer noch aktiven „Türmers“ Max Braatz. Abschließend sei darauf hingewiesen, dass wenige Jahre nach Errichtung des Turmhelmes unter den Händen des Bildhauers Jo Jastram das Eingangsportal mit der Arche Noah (siehe Ausstattung) und die Türgriffe „Adam“ und „Eva“ für die gläserne Zwischentür zum Kirchenschiff (siehe Ausstattung) entstanden und ebenfalls über den Förderverein erworben wurden. Aber das ist eine andere Geschichte.“
Quelle: Ostpost Nr.29 Herbst/Winter 2014, Seite 13
Text: Dr. Klaus-Jürgen Beel
Fotos: Hans Bentzien, Hinrich Bentzien
Bauzeichnung: Institut für Sanierung Berlin (Sammlung Hans Bentzien)
Lebensraum Turmhelm
Bei der Wiedererrichtung des Turmhelms wurde in alle vier Himmelsrichtungen jeweils eine Gaube eingebaut. Früher gab es nur Gauben nach Süden und Westen. Darin waren die Uhrschlagglocken untergebracht. Da heutzutage keine Uhrschlagglocken mehr benötigt werden, wurden Nistmöglichkeiten für Dohlen und Turmfalken hinter den Gauben geschaffen.